Bundeszeltlager 1998 Altaussee

Für das diesjährige Bundesjugendzeltlager wurde von der veranstaltenden Sektion Triestingtal der angeblich schönste Teil des Salzkammergutes, nämlich das Ausseerland, ausgewählt.

 

Auf der Suche nach einem passenden Lagerplatz traf Wolfgang Lang auf das Gasthaus „Zur Wies’n“ in Lupitsch. Lange Rede, kurzer Sinn – dieses Gasthaus stellte seine Wiese für unser Zeltlager zur Verfügung. Die Nähe des Gasthauses erwies sich als vorteilhaft, da dessen sanitären Anlagen genutzt werden konnten. Außerdem war der Wirt für unser leibliches Wohl zuständi8g. Der Speiseplan war gut und kindgerecht aufgestellt, denn um den Kaiserschmarnn und die Wiener Schnitzel wurde regelrecht gekämpft.

 

Im Laufe des ersten Tages trudelten so nach und nach die einzelnen Sektionen ein und stellten ihre Zelte auf, sodass sich der Zeltplatz am Abend in einer prächtigen Farbenvielfalt zeigte. Zahlreich war der Satz „Hallo, schön, dich/euch wiederzusehen“ zu hören. Am Abend des Anreisetages richteten der 3. Präsident Erwin Sommer, der Vorstand der Triestingtaler Wolfgang Lang und der Bürgermeister von Altaussee einige Begrüßungsworte an die versammelten Teilnehmer. Danach ließen wir den ersten Tag gemütlich am Lagerfeuer ausklingen.

 

Am nächsten Morgen traten wir um 9 Uhr die erste Gemeinschaftswanderung auf den Tressenstein an. Die Wanderung war von der Sektion Trienstingtal sehr gut ausgewählt worden, denn der Aufstieg erwies sich trotz der hohen Temperaturen als äußerst angenehm und mühelos. Besonders die kleinen Teilnehmer hatten ihr erstes Erfolgserlebnis mit dem wunderbaren Ausblick auf den Altausseer See vom 1100 m hohen Gipfel des Tressensteins.

 

Am Nachmittag belohnten wir uns mit einem Badeausflug zum Sommersbergsee – ein kleiner Moorsee, umrahmt von grünen Bergen und saftigen Wiesen. Wieder am Zeltplatz, wurden unsere überschüssigen Energien in Federball oder Volleyball oder Stelzengehen investiert. Um den extremen Tagestemperaturen zu entkommen, zogen am nächsten Morgen jene, die den Gipfel des Sarsteins erklimmen wollten, bereits um 7 Uhr los. Der Rest folgte ihnen von der anderen Seite des Berges um 9 Uhr. Der Aufstieg war etwas anstrengend, da es ca. 900 Höhenmeter zu überwinden hieß.

 

Auf halber Höhe hörten wir plötzlich einen Schuß. Was mag da wohl passiert sein? – Doch wenige Minuten später sollte sich alles aufklären, als wir einen Jäger trafen, der uns berichtete, er habe soeben eine Gemse geschossen, die nun von seinen Helfern geholt wird. Die Kinder waren sehr interessiert, doch wir konnten nicht so lange warten, also verabschiedeten wir uns mit einem „Weidmanns Heil“ und setzten unseren Aufstieg fort.

 

Mit zunehmender Höhe wurde es immer frischer und der Nebel nahm ebenfalls zu. Wir waren deshalb nicht erstaunt, als wir die anderen bereits auf ihrem Abstieg trafen, da sie ihren Aufmarsch zum Gipfel wegen des starken Nebels absagen mussten. Bei der Sarsteinalm angekommen, mussten wir zunächst einmal wärmere Sachen anziehen, da wir im Freien unsere jause verspeisten. Wieder gestärkt, traten wir den Heimweg an. In knapp 1 ½ Stunden waren wir ganz stolz wieder unten angekommen. Am Abend belohnten wir uns mit einer Knackwurst, die wir selbst am Lagerfeuer grillten. So schmeckt es natürlich noch einmal so gut.

 

Am Dienstag stand eine weitere Gemeinschaftstour am Programm. Ziel der Wanderung war der Gipfel des Losers. Die Panoramastraße hinauf auf den Berg konnte ihrem Namen an diesem Tag nicht getreu werden, da der Berg von Nebel umhangen war. Doch als wir von der Loserhütte aus den Aufstieg begannen, lichtete sich der Nebel stellenweise und gab so manchen herrlichen Blick frei.

 

Die Kleineren unter uns begnügten sich mit der Erstürmung des Losergipfels und die Größeren bezwangen am Nachmittag noch den Bräuningzinken. Im Lager trafen wir uns wieder. Am Abend gab es viel am Lagerfeuer zu berichten.

 

Der nächste Tag führte uns von der Steiermark nach Oberösterreich, genauer gesagt nach Hallstatt. Dort besuchten wir zunächst das Salzbergwerk. Mit spezieller Kleidung ausgerüstet, fuhren wir mit dem Grubenhunt 350 m in den Berg hinein und setzten dann unseren Weg zu Fuß fort. Damit wir die notwendige Tiefe im Berg schneller erreichen konnten, waren zwei Holzrutschen eingebaut, die wir mit hohem Tempo hinuntersausten. Erste Station war eine riesige Videoleinwand, wo wir einen sehr lehrreichen film über die Geschichte der Salzgewinnung in Hallstatt sahen. Beim Salzsee angekommen, erzählte uns der „Grubenhunt“ einiges über die Menge des Salzes, die hier gewonnen wird, und nannte einige Zahlen bezüglich des Exportes des sogenannten weißen Goldes. Am meisten waren wir jedoch überrascht, als wir hörten, das ca. 70 m unter uns tatsächlich noch Salz in diesem Moment abgebaut wird. Am Ende seiner Erzählung sahen wir die Augen des Grubenhunts mehrmals aufleuchten. Also gibt es ihn doch – den Grubenhunt, oder? Eine Wendeltreppe mit 80 Stufen und der Grubenhunt brachten uns wieder ans Tageslicht zurück. Das Salzbergwerk war sicher ein Erlebnis, das wir nicht so schnell vergessen werden.

 

Nach der Jause machten wir einen Spaziergang durch den Ort Hallstatt, der malerisch auf engstem Raum am Steilhang des Seeufers des Hallstätter Sees erbaut ist. Die Straße entlang dem Seeufer wurde erst 1890 gebaut, bis dahin war Hallstatt nur über den See oder Saumpfade erreichbar. Wir besuchten auch die Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt, eine spätgotische Hallenkirche mit einem herrlichen Flügelaltar. Außer Kultur waren auch noch Andenken kaufen, Enten füttern und vor allem Eis schlecken angesagt.

 

Für den sechsten Tag war eine Umrundung für die Kleinen und eine Gipfelbegehung des Sandlings für die Großen geplant. Wir waren dabei teilweise auf der Wanderroute „Via Salis“ unterwegs und stießen sogar auf ein noch geöffnetes Bergwerk, wo gerade Bergarbeiter soeben abgebaute Salzsteine zu Tage förderten. Wir durften uns ein paar kleinere Exemplare heraussuchen und zur Erinnerung mitnehmen.

 

Der letzte Tag sollte etwas ruhiger ablaufen. Wir fuhren nach Altaussee, wo wir bei der Durchfahrt typischen Bauernhäuser mit gemauertem Erdgeschoß und hölzernem Obergeschoß bewundern konnten. Zunächst war unser Ziel für heute, den Altausseer See zu umrunden. Doch in einer versteckten Bucht konnten wir der Versuchung, uns hier eine entsprechende Abkühlung zu holen, nicht widerstehen.

Stefan fand am Ufer einen Angelhaken an einer Schnur, baute sich damit kurzerhand eine Angel und versuchte sein Glück. Doch trotz engelhafter Geduld und mehrmaligem Standortwechsel wollte kein Fisch anbeißen. Einfach schade.

 

Als krönenden Abschluß durften die Kinder mit zwei Tretbooten den Altausseer See erkunden. Dabei hatten sie noch Glück im Unglück, denn bei einem der Boote gab es Probleme mit dem Ruder, sodass das Boot manövrierunfähig war. Doch die Kinder waren sehr einfallsreich und wussten sich zu helfen. Sie banden das beschädigte Boot am anderen fest, und dann hieß es für die Größeren unter ihnen fest in die Pedale treten. Erschöpft, aber voller Stolz auf ihre Lösung, kamen sie wieder heil ans Ufer.

 

Am Abend gab es die Siegerehrung für die Volleyballspieler, die am Turnier der Woche teilgenommen hatten. Die Eisenstädter Kinder waren im Kombinationsteam Eisenstadt – Wien – Tschechien als Sieger des Turniers hervorgegangen. Mit viel Ehrgefühl nahmen sie die zahlreichen Preise, die von Triestingtal und dem ÖTK zur Verfügung gestellt wurden, entgegen.

 

Am nächsten Morgen, beim Abbruch der Zelte, mussten wir wieder einmal feststellen, dass die Woche wie im Flug vergangen war. Nur das vergilbte Gras und die eingetretenen Trampelpfade dazwischen erinnerten noch an die vielen Zelte, die uns nun eine Woche lang ein Zuhause waren. Doch ein Trost bleibt uns allen: Wir werden uns bestimmt nächstes Jahr wieder sehen bei einer Woche des geselligen Beisammenseins, bei Wanderungen durch ein Stückchen Heimatland und gemütlichen Abenden am Lagerfeuer.

 

Gerti Krasny