Zeltlager 2002 in Neukirchen
Bundes-Jugendzeltlager 2002
Jedes Jahr freuen wir Jugendleiter, Betreuer, Kinder, Jugendliche und Jungmannschaft aus den Sektionen unseres ÖTK uns erneut auf diesen Höhepunkt des Bergjahres! Wieder Lagerleben, wieder gemeinsames Erleben, Freuen, Gestalten, Blödeln, Feiern, Wandern und Schwitzen, befreites Atmen, in die Ferne schauen, genießen Lind glücklich sein!
War ich bis jetzt, abgesehen vom Zeltlager auf der Grebenzen im Jahre 1986 (!) immer nur Gast und genoss mit unseren jungen Menschen das wohlorganisierte Lagerleben, so hatte sich für 2002 das
Jugendreferat die Aufgabe gestellt, diese Lagerwoche selbst zu organisieren:
Es sollte einmal woanders sein es sollte näher bei den westlichen Sektionen sein es sollte abseits eines Ortes sein es sollte was Besonderes sein es sollte viele Möglichkeiten für viel Schönes geben
wir sollten uns gut vertragen und unvergessliche Tage erleben wir könnten auch schönes Wetter vertragen und brauchen.
Zuviel auf einmal, die Latte zu hoch gelegt? Schon bei der Jugendleitertagung in der Brunnbachschule/Nationalpark Kalkalpen (2000) diskutierte ich mit Rudi Göbel Lind dachte an das Zillertal, doch schon anlässlich der Nationalparkakademie in Neunkirchen a.Grv (Frühjahr 2001) war mir mit Hilfe von Helga Frank und Rudi klar, dass wir 2002 nur hierher kommen dürften. Dank der guten Kontakte von Rudi zur örtlichen Nationalparkverwaltung, dem Direktor des Salzburger Teils des NP Hohe Tauern und dem Tourismusbüro, konnte dieses schöne Fleckchen Erde als Veranstaltungsort ausgesucht werden! Also Dank an Euch beide, aber schade, dass Ihr nicht erleben konntet, wie wir uns hier aufführten und wie es uns hier erging.
Dass wir schließlich im Ortsteil Sulzau, unmittelbar im Ausgang des Untersulzbachtales beim Schiedhof unseren Zeltplatz und die "Quelle" unseres Abendmenüs fanden, konnte mit Wolfgang Lang im Anschluss an den Herbst Sektionentag in Altenmarkt im Pongau (2001) einvernehmlich vereinbart werden! Schon vorweg sei berichtet, dass wir ein passables Wetter (von einigen abendlichen Gewittern abgesehen!) hatten, wir von den jungen Wirtsleuten bestens verpflegt und umsorgt waren, kein einziger noch so klitzekleiner Unfall passierte und der Großteil der insg. 128 Teilnehmer (Maximalzahl, dann einmal mehr, einmal weniger) in Erwartung der schönen Tage schon am Freitagnachmittag seine Zelte aufstellte, aber von den benachbarten Sektionen nur die Maria Almer den Vorteil der kurzen Anreise nützten.
Unsere am weitesten angereisten Gäste waren wieder die Freunde von ATOM (Jugend im KCT) unter erfahrener Betreuung von Jiri Homolka mit Teilnehmern aus Vsetin und Ollmütz, und die Ehre der Zentrale retteten Alex und Jan mit ihren Gattinnen und Kindern. Wen ich, auch aus klubstrategischen Gründen vermisste, will ich nicht anführen, aber voll Freude war ich über die Anwesenheit unseres wiederhergestellten Günther Gruber (den seine Tochter Nina über eine Nacht besuchte), unseres Pauli Schabner mit Begleitung, unserer Journalistikstudentin Coreen Sapp aus den USA sowie unseres Helmut Müntzer, der uns in seinen Alu-Kisten gar nicht wenige, von ihm und dem Jugendreferat entworfene neue T-Shirts mitbrachte.
Zu Beginn unserer Lagerwoche gab es für uns am Sonntagabend eine Begrüßung durch den örtlichen Vizekapellmeister mit Blasmusikkonzert am Marktplatz. Und dort entzündeten wir unsere Fackeln und marschierten anschließend, die Fackeln in den Händen unserer Kleinen, die 40 Minuten zum Schiedhof, wo besonders diese müde und beglückt in ihre Schlafsäcke rutschten. Dass das Tourismusbüro verabsäumte, am Marktplatz unsere Fahne zu hissen, sei vergessen – trotz allem war nach wenigen Tagen im Ort und bei seinen Gästen hinlänglich bekannt, dass beim Schiedhof junge Alpinisten aus Wien als Gäste lagern. Das Manko der nicht gehissten Klubfahne ließ uns das Tourismusbüro durch Wanderbüchlein für unsere Jüngeren vergessen, für die es zum Abschluss der Lagerwoche noch wunderschöne Wanderabzeichen aus dem Nationalpark gab.
Die allabendlichen Lagerfeuer genossen wir diesmal beschaulich, ohne Geschrei und ganz harmonisch bei Steckerlbrot und brutzelnden Würstchen; manche „Kids“ konnten gar nicht genug nah am Feuer sitzen, auch wenn es ihnen den Rauch ins Gesicht blies, ihr Gesicht geraten, ihr Rücken aber gekühlt wurde. ABER: Es war einfach schön, und man durfte schon ein bisschen romantisch, ja nachdenklich und doch zufrieden sein, dass so etwas bei uns im ÖTK noch immer ankommt und gefragt ist!
Die Bäckerin kam frühmorgens schon um halb sieben Uhr, aber für große Unternehmungen war es dann, bis alle gestärkt waren, fast schon zu spät; und dann abends war das für halb sechs Uhr festgesetzte Abendessen fast zu früh. ABER: Es schmeckte allen; die Portionen waren manchmal zu groß, manchmal zu klein bemessen (bedingt durch meine „kellnerische“ Unerfahrenheit!), ja, und wir fügten in den Menüplan auch eine Alternative für Vegetarier ein, und von der Chinesischen Reispfanne über Spaghetti, Kaiserschmarrn, Wiener Schnitzl bis zu Fischstäbchen war alles dabei!
Tourenmöglichkeiten gab es einfach zu viele, da konnte von vorneherein ein Aufenthalt von acht Tagen nicht reichen, aber durch das doch an jedem Tag bis mindestens 16 Uhr stabile Wetter konnte manches unternommen werden. Nahezu zehn von uns erstiegen über die Kürsingerhütte den 3674 Meter hohen Großvenediger, wobei einer (Rene) es zu Fuß vom Schiedhof durchs Obersulzbachtal bis zur Kürsingerhütte schaffte; andere fuhren mit dem Bike die Strecke bis unter die Talstation der Materialseilbahn, andere wieder benutzen den Tälerbus (eine für alle Tauerntäler sinnvolle, aber teure Aufstiegshilfe), und alle hatten Gipfelglück und schönes Wetter!
Die Almer und Scheibbser besuchten unseren Almer Obmann Ernstl Meschik auf seiner Warnsdorferhütte und erstiegen noch das 2895 m hohe Gamsspitzl, Wolfgang Lang überschritt mit der Atom-Jugend und der Jugend seiner Sektion das Krimmler Törl vom Krimmler- zum Obersulzbachtal, nachdem auch hier das Gamsspitzl „besiegt“ wurde, und den Scheibbsern glückte vom Wildgerlostal aus die Ersteigung des 2845 m hohen Rosskopfes über die Zittauerhütte – das alle extrem lange Turen mit einer reinen Gehzeit von 7-8 Stunden. Bravo!
Doch es ging auch einfacher; doch soll mit dieser Aufzählung die Leistung der Kleineren und ihrer Begleiter nicht geschmälert werden: ein rundweg um den schönen Untersulzbachwasserfall, eine Wanderung vom Parkplatz Hopffeldboden im Obersulzbachtal zum Seebachsee, die Ersteigung des Wildkogels oder des Frühmessers unter Benutzung der Wildkogelbahnen u.v.m. Und, obwohl eigentlich als Schlechtwetterprogramm geplant, gab es auch Schönwetter für die Krimmler Wasserfälle (mit 550 m Fallhöhe in 3 Katarakten die höchsten Wasserfälle Europas!), die Krimmler Wasserwelt, das Heimatmuseum in Bramberg, das Schaubergwerk Hochfeld (eine 3stündige Begehung eines 600 Jahre alten Kupferbergbaues).
Unsere an „NATUR PUR“ Interessierten genossen einen halbtägigen Aufenthalt am Bauernhof (Ponyreiten, Entrahmen von Milch, Melken, Basteln einer Filzmaus) und eine Halbtagswanderung mit einem Nationalparkbetreuer vom Schiedhof in s Obersulzbachtal zum Blausee mit der Einführung in viele Geheimnisse und Schönheiten der Natur dieses Nationalparks.
Und da man nicht immer wandern kann oder will, gab es auch einigen Badespaß, wobei die Naturbadeanlage im Ort (gespeist durch die Wasserzufuhr einer kalten Quelle!) trotz schönem Ambiente kaum genutzt wurde und man lieber nach Mühlbach a.Hkg, ins Hallenbad nach Mittersill oder ins Freibad nach Uttendorf fuhr und dabei auch die urige Pinzgauer Schmalspurbahn benutzte.
Schließlich will ich noch anführen, dass unsere Wildwasserfans Alex und Jan ihr Boot direkt hinter dem Zeltlager im vorbeitobenden Untersulzbach zu Wasser ließen und wohlbehalten vor Grieß, unterhalb von Bruck a.d. Glocknerstraße, landeten.
Viele Möglichkeiten blieben ungenutzt, dazu war, wie eingangs erwähnt, auch eine Woche im Oberpinzgau zu wenig. Aber wenn’s nicht schon so war, so haben diese tage uns alle in unserer ÖTK-Jugend-Familie einander nähergebracht, unsere Freundschaft vertieft und vielleicht auch erkennen lassen, dass ein Bergurlaub mit jungen Menschen eine ganz andere Art von Entspannung ermöglicht! In diesem Sinne auf Wiedersehen beim ÖTK Bundesjugendzeltlager 2003!
Dr. Erwin Sommer