Zeltlager 1999 in Donnersbach

Aus der Sicht der Kindergruppe „D’Höllentaler Holzknecht“

Die Idee, an einem Bundesjugend-Zeltlager teilzunehmen, wurde mir schon bei etlichen Jugendleiter-Tagungen eingeimpft. Bisher ist das aber am Alter meiner eigenen Kinder und an einem Mangel von Kindern in der Sektion überhaupt gescheitert.

 

Heuer war es aber soweit: Meine Tochter war den Windeln zumindest tagsüber entwachsen (was den Gepäckaufwand drastisch vermindert), und wir konnten uns über Mitgliederzuwachs freuen, wodurch eine kleine, aber feine Kindergruppe entstand.

 

Um die Lagertauglichkeit der Gruppe zu erproben, verbrachten wir das Wochenende rund um unsere Bergmesse auf unserer Hütte (Neue Seehütte) auf der Rax. Trotz nicht besonders guten Wetters war die Stimmung bei den Kindern einfach toll, und so gingen wir schon etwas beruhigter an die engeren Vorbereitungen. Da wir aber nach wie vor ein wenig skeptisch waren, ob das Campen wirklich gut geht, besonders wenn es nur Regenwetter bietet, nahmen wir das Angebot des Organisatorinnentrios (Uschi, Eva und Barbara – Sekt. Graz und Wr. Neustadt gerne in Anspruch, im Gasthof Rüscher ein Zimmer zu bestellen, um für alle Fälle ein trockenes Rückzugsgebiet zu haben.

 

Keines der Kinder hatte bis dato in einem Zelt geschlafen -, versuchen wollten es jedoch alle. Zum Glück waren meine Eltern schon seit jeher Camper, also hatten wir zumindest schon eine Grundausrüstung (Familienzelt, Luftmatratze, Gaskocher, etc.) zur Verfügung. Es war aber unübersehbar, dass noch ein zweites Zelt erforderlich war. Wo bekommt man aber auf die Schnelle ein großes Zelt? Aber wie man schon so schön sagt: „Durchs Reden kommen d’Leut z’samm“, kam bei Freunden das Gespräch zufällig auf Zelte, und siehe da, diese haben ein nicht benötigtes Zeltmonster im Keller. Das haben wir uns sofort ausgeborgt.

 

Nun standen wir vor dem nächsten Problem: Wie kommen die ganze Ausrüstung und die Kinder nach Donnersbach? Meine Frau Barbara argumentierte gleich, dass es für die Kinder wesentlich angenehmer wäre, mit dem Zug zu fahren, da sie sich da bewegen könnten. Außerdem wäre das häufige Stehenbleiben wegen des verzweifelten Rufes: „Ah, muss a Lulu!“ unserer Jüngsten nicht erforderlich und obendrein wird den Kindern im Zug nicht schlecht.

 

Also machte ich mich am Freitag mit einiger Verspätung (wie immer, wenn man pünktlich den Arbeitsplatz verlassen will, kommt fünf Minuten vor Dienstschluss der Chef und hat noch dieses und jenes) und einem vollbepackten Auto auf den Weg. Es war schon finster, als ich ankam. Allzu viele Zelte waren noch nicht aufgebaut, aber die Organisatorinnen waren schon „angesiedelt“ und so wurde ich mit großem Hallo empfangen. Mein Problem, wie ich sieben Personen mit einem normalen Pkw vom Bahnhof Stainach-Irdning nach Donnerbach holen sollte, wurde sofort gelöst: „Es san eh g’nug mit an Auto da, dass entweder einer mitfahrt oder dir a großes Auto borgt!“ Derart beruhigt stellte ich noch ein Zelt auf und legte mich in meinen Schlafsack.

 

Der Samstagmorgen brach kühl, sehr taunass, aber heiter an. Nachdem die Wiese einigermaßen abgetrocknet war, bereitete ich die Zeltburg für uns her. Währenddessen rollten schon die Konvois mit den anderen Teilnehmer an. Da sah man halt die Profis, die als eingespieltes Team in „Null Komma nichts“ ihre Zeltsstädte aufgebaut hatten. Neben uns siedelten sich die Eisenstädter an, welche zu meiner Freude auch einen Kleinbus haben. Mit größter Selbstverständlichkeit wurde ich sogar zum Bahnhof chauffiert und konnte meine Gruppe in Empfang nehmen.

 

Barbara und ich hatten uns einen Namen für die Gruppe ausgedacht und eine entsprechende Fahne angefertigt, die gleich nach der Ankunft am Zeltspitz befestigt wurde. So wurden „D’Höllentaler Holzwürmer“ im ganzen Lager ein Begriff und brachte mir den Titel „Oberwurm“ ein (verliehen von unserem Bundesjugendleiter Erwin). Die Holzwürmer (2 ¾, fast 6,7 und 8 Jahre alt; vier Mädchen und ein Bub) avancierten rasch zu den Lieblingen des Lagers. Insbesondere die Eisenstädter haben uns ins Herz geschlossen und sozusagen adoptiert. Sie hatten ja auch Kinder in dieser Altersgruppe mit. Alle Unternehmungen wurden daraufhin gemeinsam durchgeführt, da wir selbstverständlich kindgerechte Touren aussuchen mussten, um die Jüngsten nicht zu überfordern. Mit den Großen konnten wir da natürlich nicht mithalten -, aber auch wir haben es bis zum Plannerknot geschafft!

 

Das ganze Lager war für die Kinder ein großes Abenteuerspiel. Wandern, Frisbee „schupfen“, im Bach waten und hineinfallen, Himbeeren pflücken, seltsame Tiere und Pflanzen entdecken -, das war für unsere Stadtkinder ein ganz neuer Bezug zur Natur. Sogar ein heftiger Regenguss am Sonntagabend wurde mit Begeisterung als Abenteuer empfunden. Ich hatte eher Sorgen wegen der Dichtheit der Zelte und wegen diverser Wasserlachen. Die Zelte waren dicht und die Lachen bald nach Regenende verschwunden …